Corona verschärft die Konsequenzen von
Gewalt in engen sozialen Beziehungen
30.7.2020 | Die Lebensberatungsstelle Mayen zählt wie die IST Interventionsstelle
der Caritas, Polizei, Gleichstellungsstelle und viele mehr zum Mayener Forum gegen
Gewalt in engen sozialen Beziehungen — Region Mayen, Maifeld, Mendig,
Vordereifel.
Die Lebensberatungsstelle Mayen hilft auch in Corona-Zeiten, wenn Frauen von
häuslicher Gewalt betroffen sind. Die wahre Geschichte einer Frau soll exemplarisch
für diese Arbeit stehen.
So erreichte die Stelle zu Beginn des Lockdown die Anfrage einer Mutter, die gerade
mit ihren beiden schulpflichtigen Kindern von ihrem gewalttätigen Mann weg in
eine eigene Wohnung gezogen war. Der Umzug stellte sich für die Familie
problematisch dar, als die Schulen geschlossen wurden und Freunde nicht mehr
besucht werden konnten. Hilfe gab es keine, hatte sich die Mutter doch schon lange
aus Scham und auf Druck ihres eifersüchtigen, kontrollierenden Ehemanns hin von
allen Freunden, Eltern und Verwandten zurückgezogen. Die herabsetzenden Worte
ihres Mannes, nie werde sie alleine zurechtkommen, schienen sich zu bewahr-
heiten. Corona und der Lockdown gaben der jungen Familie den Rest. Hinzu kamen
Zweifel, ob die Trennung eine richtige Entscheidung war. Eine Beratung unter vier
Augen war nicht möglich, doch konnte die Lebensberatungsstelle telefonisch
helfen. Und es ging um einige Fragen: Lassen sich die vernachlässigten Kontakte zu
Freunden und Verwandten wieder kitten? Wie kann die Beziehung zu den Eltern
wiederbelebt werden, wenn von einem Besuch mit den Kindern in Corona-Zeiten
abgeraten wird? Auch den Kontakt zur eigenen Schwester, die allein die Eltern
pflegt, war abgebrochen. Immer wieder hatte es wegen des Ehemannes Streit
zwischen den Schwestern gegeben. Auch ohne Corona wäre der Weg aus dieser
verfahrenen Situation weit und schwer genug gewesen.
Ein Gutes hatte die Corona-Krise: wegen weniger Ratsuchenden konnte die Frau
intensiv telefonisch beraten werden. In Gesprächen wurde überlegt, wie es in ihrem
Leben nach der Trennung weitergehen kann. Gemeinsam wurden neue, kreative
Wege aus der passiven Opferrolle hinaus zur selbst handelnden Person gefunden.
Die Frau und ihre Familie erreichten eine gewisse Souveränität, Selbstbestimmtheit
und Freiheit.
Ursula Beck, Diplom-Sozialarbeiterin (FH): „Körperliche und psychische Unver-
sehrtheit ist das Basisrecht eines jeden Menschen. Die Lebensberatung hilft, wenn
demokratische Werte im privaten Bereich ausgehebelt werden. Notgedrungen zu
Hause angebunden zu sein, taugt nicht als Beziehungskonzept oder ist hinderlich
für eine Problemlösung. Gemeinsam suchen wir in Gesprächen die Über-
einstimmung mit sich selbst, mit den eigenen Wünschen und Vorstellungen
wiederherzustellen. Gute Absichten bewirken eine positive Beziehungsgestaltung,
auch wenn der realen Umsetzung Grenzen gesetzt sind.“ So gehe es der Frau, die
alle drei Wochen in die zur Beratung kommt, schon wesentlich besser, erklärt
Ursula Beck.
Bei der Lebensberatung gibt es mittlerweile wieder persönliche Beratungs-
gespräche, ein Angebot, das nach dem Lockdown von immer mehr Menschen
angenommen wird.
Die Lebensberatungsstelle Mayen befindet sich in der St.-Veit-Str. 42 und ist
telefonisch oder per Email zu erreichen:
Tel. 02651 – 480 85
sekretariat.lb.mayen@bistum-trier.de
Das „Mayener Forum gegen Gewalt“ bilden: das Amtsgericht Mayen, die beim
Caritasverband Rhein-Mosel-Ahr e.V. angesiedelte IST Interventionsstelle Mayen,
der Deutsche Kinderschutzbund Mayen-Andernach e.V., Gesundheitsamt
Kreisverwaltung Mayen-Koblenz, Gleichstellungsbeauftragte Landkreis Mayen-
Koblenz und der Verbandsgemeinde Vordereifel, Jugendamt Stadtverwaltung
Mayen, Jugendamt Kreisverwaltung Mayen-Koblenz, JHZ Bernardshof, Jobcenter
Landkreis Mayen-Koblenz, Katholische Familienbildungsstätte, Lebensberatung
Mayen, Polizeiinspektion Mayen, die Kriminalprävention des Polizeipräsidiums
Koblenz, der WEISSE RING, drei Rechtsanwältinnen und die Gerichtshilfe der
Staatsanwaltschaft Koblenz.
Mayener Forum gegen Gewalt in engen sozialen Beziehungen:
www.mayener-forum-gegen-gewalt.de